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Flipped Classroom von Wey-Han Tan (CC BY 4.0)

Flipped Learning

Was ist Flipped Learning

Die vorangeschrittene Digitalisierung in vielen Lebensbereichen hat sich auch auf die Art des Unterrichtens ausgewirkt. Dahingehend hat sich der Ansatz des Flipped Classrooms bzw. Flipped Learnings herausgebildet.

Flipped Classroom stellt nach (Staker et al., 2012) einen Teil des sogenannten des Blended Learnings dar. Unter Flipped Classroom versteht man eine nach einem festen Zeitplan festgelegte Mischung aus einerseits Präsenzunterricht und andererseits einem Wissenserwerb der Schulerinnen und Schüler mit Hilfe digitaler Medien abseits der Schule. Diese Inhalte abseits des Präsenzunterrichtes können aus Sicht der Lernenden zeitlich und örtlich individuell gestaltet werden. Flipped Learning stellt dabei eine spezielle pädagogische Umsetzung des Flipped Classrooms dar. Es sei in diesem Zusammenhang anzumerken, dass die ledigliche Bearbeitung von Aufgaben (mit Hilfe digitaler Medien) abseits des Präsenzunterrichtes und weiterfuhrende Behandlung im Unterricht zwar einen Flipped Classroom darstellt, aber nicht zwingend ein Flipped Learning.

Die Grundidee des Flipped Learning

Das im Zuge des Flipped Classroom durchgefuhrte Flipped Learning wird durch das Flipped Learning Network (FLN) wie folgt definiert:

Flipped Learning is a pedagogical approach in which direct instruction moves from the group learning space to the individual learning space, and the resulting group space is transformed into a dynamic, interactive learning environment where the educator guides students as they apply concepts and engage creatively in the subject matter(Flipped Learning Network (FLN), 2014).

Dies bedeutet, dass Flipped Learning zunächst auf der Struktur des Flipped Classroom aufbaut. Dabei wird der im traditionellen Unterricht im Klassenverbund vorkommende Instruktionsteil der Lehrkraft in den individuellen Lernbereich ausgelagert, um den Unterricht zu einer dynamischen und interaktiven Lernumgebung zu transformieren, in welcher die Lehrkraft den SuS als Berater/ Beraterin zur Seite steht. Dieser Ansatz hat eine direkte Auswirkung auf die Strukturierung des Unterrichts bzw. der Lernziele. Diese Auswirkungen auf die Gestaltung des Unterrichts spiegeln sich im F-L-I-P Modell wider. 

F-L-I-P

Diese vier Grundpfeiler wurden vom (Flipped Learning Network (FLN), 2014) erarbeitet. Die Grundgedanken sind in Form des Akronyms F-L-I-P leicht zu merken.

Flexible Umgebung

Für Flipped Learning gibt es eine Vielzahl an Arrangements. Häufig wird der Präsenzunterricht derart adaptiert, dass Gruppenarbeiten oder unabhängige Einzelarbeiten möglich sind. Einer der grundlegenden Ziele besteht darin, dass eine flexible Umgebung geschaffen wird, in welcher die Lernenden entscheiden, wo und wann sie lernen. Die Lehrkraft hat in Zusammenhang mit der Lernumgebung mehrere Aufgaben. Die Lehrkraft sollte

  • eine Umgebung schaffen, in welcher die Lernenden genug Zeit haben, um zu interagieren und uber ihr Lernen zu reflektieren,
  • stetig beobachten und reflektieren, um geeignete Anpassungen vorzunehmen und
  • den Lernenden verschiedene Lernangebote zur Verfugung stellen.

Lernkultur

Im Gegensatz zum traditionellen Unterricht verlagert sich der individuell gestaltbare Instruktionsteil zum Lernenden/ zur Lernenden. Die gemeinsame Zeit in der Klassengemeinschaft soll zur Vertiefung der Inhalte beitragen und große Lernmöglichkeiten bieten. Die Lernenden sind dabei in den Konstruktionsprozess des Wissens direkt eingebunden. Die Lehrkraft sollte

  • den Lernenden Lerngelegenheiten bieten, ohne dass die Lehrkraft dabei eine zentrale Rolle einnimmt und
  • ein differenziertes und feedbackorientiertes Grundgerust bereitstellen, sodass alle Lernenden davon profitieren.

Intentionaler Inhalt

Das Flipped Learning zielt einerseits auf eine Entwicklung eines konzeptionellen Verständnisses und andererseits auf die Entwicklung prozeduraler Fähigkeiten ab. Die Lehrenden sollten ihre bewusst gewählten Inhalte stets im Kontext der Lernendenzentrierung, des aktives Lernens, der Schulstufe und des zu behandelnden Inhaltes auswählen. Die Lehrkraft sollte

  • relevante Inhalte (Videos, …) für die Lernenden erstellen und
  • eine Differenzierung vornehmen, um Inhalten fur alle relevant und zugänglich zu gestalten.

Professionalität

Das Flipped Learning bringt ein paar Herausforderungen mit sich. Zwar ist die Lehrkraft im Vergleich zum traditionellen Unterricht eher im Hintergrund, jedoch ist sie ständig am Beobachten, Feedback erteilen und Evaluieren. Die Lehrkraft sollte ihre eigene Arbeit reflektieren, konstruktive Kritik akzeptieren und kontrolliertes Chaos akzeptieren. Die Lehrkraft sollte

  • mit anderen Lehrkräften kollaborieren und reflektieren und
  • häufig formative Assessments zur Lernprozessbegleitung durchfuhren.

Warum Flipped Learning?

Flipped Learning wurde in mehreren Studien vor allem in Bezug auf die Leistung von Schulerinnen und Schülern im Mathematikunterricht untersucht. Beispielsweise geben Studien von (Cevikbas et al., 2020), (Wei et al., 2020) und (Bhagat et al., 2016) Anlass zur Annahme, dass durch die Implementierung eines Flipped Learnings die Leistung der Lernenden im Fach Mathematik signifikant gesteigert wird. Außerdem lassen sich, wie in (Segumpan et al., 2018) dargestellt, auch andere Parameter in der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen positiv beeinflussen. Dazu zählen etwa die Verringerung der Angst vor Mathematik oder die Steigerung der Motivation. Diese durchaus interessanten Studienergebnisse legen die Umsetzung im Unterricht nahe.

Quellen

Bhagat, Kaushal Kumar, Cheng-Nan Chang und Chun-Yen Chang (2016). ” The impact of the flipped classroom on mathematics concept learning in high school“. In: Journal of Educational Technology & Society 19.3, S. 134– 142.

Cevikbas, Mustafa und Gabriele Kaiser (2020). ”Flipped classroom as a reform-oriented approach to teaching mathematics“. In: Zdm 52.7, S. 1291–1305.

Flipped Learning Network (FLN) (2014). ” The Four Pillars of F-L-I-P“. In: The Four Pillars of F-L-I-P.

Segumpan, Lester Lou Benguar und Denis Abao Tan (2018). ” Mathematics performance and anxiety of junior high school students in a flipped classroom“. In: European Journal of Education Studies.

Staker, Heather und Michael B Horn (2012). ” Classifying K–12 blended learning“. In: Innosight Institute.

Wei, Xuefeng, I Cheng, Nian-Shing Chen, Xianmin Yang, Yongbo Liu, Yan Dong, Xuesong Zhai et al. (2020). ” Effect of the flipped classroom on the mathematics performance of middle school students.“ In: Educational Technology Research & Development 68.3.

Zheng, Lanqin, Kaushal Kumar Bhagat, Yuanyi Zhen und Xuan Zhang (2020). ” The Effectiveness of the Flipped Classroom on Students’ Learning Achievement and Learning Motivation: A Meta-Analysis“. In: Journal of Educational Technology Society 23.1, S. 1– 15. issn: 11763647, 14364522. url: https : / / www . jstor . org / stable / 26915403

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